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Endlich wieder mal Zeit zum Zeichnen

Deutsch-Französisches Comic-Seminar im Museumswinkel

 

Deutsch-Französisches Comic-Seminar im Museumswinkel

Portrait des Seminars 2011 in den  Erlanger Nachrichten vom 08.09.2011; > Download und > Link

Es wird eifrig beim renommierten deutsch-französischen Comic-Seminar der Stift geschwungen. Initiiert von Paul Derouet aus Frankreich, unterstützt der Workshop Comic-Zeichner aus allen Teilen Deutschlands, der Schweiz, Liechtenstein und Österreich. In einem großen hellen Loft im Museumswinkel sitzen tief vornübergebeugt 19 passionierte Zeichner. Sie sind versunken in ihre Arbeit. Von früh morgens bis spät in die Nacht sprudelt die Kaffeemaschine und die Stifte glühen.

Ein Thema steht diesmal im Mittelpunkt: „Untergrund“. Die Dozenten Uli Oesterle und Reinhard Kleist stehen mit Rat und Tat zur Seite. Viele Teilnehmer sind Stammgäste und kommen schon seit Jahren nach Erlangen zum einwöchigen Seminar. Hier, in der Stadt des Comic-Salons, haben sie eine Woche Zeit, sich ganz dem Zeichnen zu widmen. Die Teilnehmer sind meist schon in der Branche tätig, viele illustrieren, entwerfen Trickfilme oder arbeiten für die Werbung, doch Comics sind dann doch etwas anderes. Es hat sich sogar ein Grimme-Preisträger unter die Workshop-Teilnehmer „geschummelt“: Georg Graf von Westphalen, der 1999 die beliebte Figur „Bernd das Brot“ für den Kinderkanal „KiKa“ entworfen hat.

Die Zeichner kommen entweder vorbereitet mit einem fertigen Konzept im Kopf oder sie fangen in der Woche erst an zu arbeiten. Der jüngste Teilnehmer war letztes Jahr 15 Jahre alt, diesmal ist er wieder dabei. „Der Workshop soll niemandem das Zeichnen beibringen, sie müssen schon von selbst etwas draufhaben“, Paul Derouet lächelt verschmitzt. Er hat das Seminar überhaupt erst etabliert, nachdem er in den 80er Jahren jeden Tag stapelweise Zeichnungen geschickt bekommen hat, von Wien bis Flensburg kamen sie von überall her. 

In Frankreich war die Szene schon immer viel größer. 1986 gab es im deutschsprachigen Raum praktisch keine Möglichkeit, seine Comics zu präsentieren oder zu verkaufen. Klar kannte man Donald Duck oder Lucky Luke, doch das wurde immer als Lesestoff für Kinder abgetan. In Frankreich hingegen wird der Comic sehr früh sogar als eigene Literaturform angesehen. In Deutschland ist es heute nicht mehr so schlimm, was der zweijährliche Comic Salon beweist. Im nächsten Jahr findet der Internationale Comic Salon bereits zum 15. Mal statt. Dort werden auch einige Comics des Workshops in einer eigenen Ausstellung gezeigt.  Dafür müssen sie nicht unbedingt fertig sein, auch der Bearbeitungsprozess ist interessant, weiß Derouet. Eine fertige Geschichte vorzuweisen, soll nicht der Anspruch des Workshops sein, es ist eher ein Ort zum Experimentieren und Dinge auszuprobieren. Dann kann man sich immer noch mit den Dozenten besprechen, ob die Geschichte so funktioniert oder was man vielleicht noch besser machen kann. Ein Preis wird am Ende nicht verliehen, dagegen hat sich Derouet immer gewehrt. Es soll kein Druck aufgebaut werden, sondern hauptsächlich Spaß machen. 

www.comic-salon.de